1980er

Erste versuchte Gründung der Arbeitsgemeinschaft RosaLinde

Zu dieser Zeit gab es meist kirchlich organisierte „Arbeitskreise Homosexualität“ und um dies zu ändern, fand sich eine Gruppe junger Studierender zusammen und versuchte eine staatsnähere „Arbeitsgemeinschaft RosaLinde“ zu gründen. Dabei gab es jedoch starke Widerstände seitens der SED-Bezirksleitung, da Legitimität als auch Relevanz von Thematiken von der politischen Elite der DDR bestimmt wurde.

17.11.1988

Offizelle Gründung der Arbeitsgemeinschaft RosaLinde

Die Novellierung der Gesetze zur Gleichstellung von Homosexuellen 1987 führte zu der Veränderung politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, unter denen die Gründung der Arbeitsgemeinschaft am 17.11.88 möglich wurde: Der FDJ-Zentralrat Berlin übte nun Druck auf die SED-Bezirksleitung aus, deren konservative Einstellung bald als veraltet galt und beförderte somit die Gründung der Arbeitsgemeinschaft RosaLinde.

Zu dieser Zeit wurden die Räumlichkeiten des FDJ-Jugendclubs „Phönix“ am Lindenauer Markt genutzt und die Arbeitsgemeinschaft hatte hier ein kleines Büro. Die Gruppe begann mit monatlich stattfindenden kulturellen Veranstaltungen zu unterschiedlichen aktuellen Themen und organisierte zwei mal im Jahr eine Party in der Moritzbastei. Auf diesem Weg wurde sie schnell zur Anlaufstelle für lsbti* Menschen aus dem Umland und darüber hinaus, nicht zuletzt, weil das Angebot zu diesem Zeitpunkt konkurrenzlos war.

12.09.1990

Gründung des RosaLinde Leipzig e.V.

Die Wendezeit bildet auch in der Vereinsgeschichte einen Umbruch in vielerlei Hinsicht. Strukturell kam es zu Veränderungen, nicht zuletzt durch die Einführung des Vereinsrechts. Am Anfang gab es Anlaufschwierigkeiten, bis eine gemeinsame Ausrichtung gefunden wurde.

1990er

Der Verein machte sich einen Namen

Die queeren Partys erlangen große Bekanntheit in Leipzig und Umgebung und füllten die Räume an fast jedem Wochenende mit über 300 Gästen. Dies lag teilweise auch an kaum vorhandenen alternativen Bars und Lokalen. Der Beratungsbereich des Vereins war in dieser Zeit noch nicht ausgebaut. Zwar gab es Informationen und Verweise auf ganz informellem Weg, aber vorrangig bot der Verein einen Treffpunkt, kulturelle Veranstaltungen und Partys. Gleichzeitig spielte der Verein eine große Rolle als Schutzraum.

Anfang 2000er

Umzug in die Leipziger Innenstadt

Der Rolle als Schutzraum kam eine wachsende Bedeutung zu, als es zeitweise vermehrt zu rechtsradikal motivierten Übergriffen kam. Jedoch siedelten sich nach und nach auch kommerzielle Alternativangebote in der Innenstadt an. Die „Blaue Trude“ und auch die „Gay Night“ zogen am Wochenende das Publikum an, das dem Verein nun fehlte. Auch auf Grund der sinkenden Besuchszahlen, wurde beschlossen, in größere Räumlichkeiten umzuziehen, die in der Innenstadt lagen und weitaus geeigneter schienen, große queere Partys zu feiern. Nachdem die RosaLinde allerdings vier Monate geschlossen blieb, um den Umzug zu realisieren, kam es in den neuen Räumen erneut zu Anlaufschwierigkeiten. Es etablierten sich jedoch bald einige Gruppen, Stammtische und der traditionelle Filmabend am Donnerstag. Das Partypublikum blieb allerdings aus und so musste sich wieder einmal neu orientiert werden.

2003

Professionelle Beratung wird angeboten

Durch die neu geschaffene, qualifizierte Beratung wurden auch viele Gruppen initiiert, wie zum Beispiel die „Queerkids“ und damit das Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe zunehmend umgesetzt. Durch den inhaltlichen Wandel und unterschiedliche Vorstellungen über die Ausrichtung des RosaLinde Leipzig e.V. sowie personelle Wechsel kam der Verein zunehmend in finanzielle SchwierigkeitenAuch die Räume entsprachen nicht mehr dem neuen Vereinskonzept, sie boten zwar viel Platz für Partys, aber kein adäquates Beratungsbüro.

2006

Ein Jahr der Pause und Umstrukturierung

Es wurde entschieden, die Vereinsräume vorerst aufzugeben, um die Miete zu sparen und den Vereinshaushalt zu sanieren. Ebenso wurde das Vereinskonzept erneuert und eine andere Richtung anvisiert, nämlich die Professionalisierung und den Ausbau des sozialen Bereichs und das Zurückfahren des Barbetriebs sowie des kulturellen Bereichs. Währenddessen fanden die Beratungen in Räumlichkeiten des Werk 2 statt.

17.11.2007

Neubeginn in der Lange Straße

Etwa ein Jahr später beschloss die Mitgliederversammlung, dem Verein mit neuem Konzept und neuen Räumlichkeiten neues Leben einzuhauchen und so zog der RosaLinde e.V. – genau 19 Jahre nach der Gründung des Vereins – in die Vereinsräume in der Langen Str. 11 im Zentrum-Ost. Hier wurde ein neuer Grundstein gelegt: Regelmäßige Plena fanden statt, das Schulprojekt wurde gegründet, es fanden sich wieder Selbsthilfegruppen und Stammtische zusammen. Außerdem wurde die Vereinssatzung rund um das Thema Trans* erneuert, um diese schon lange die Angebote der RosaLinde nutzende Zielgruppe besser abzubilden. Regelmäßig wurde und wird der Neujahrsempfang abgehalten, bei dem der Verein Kontakte zu anderen Initiativen und der Politik knüpft.

2009 – 2013

Die Schwerpunkte „TransLesBiSchwule Begegnung, Bildung und Beratung“ etablierten sich

Durch personelle Neubesetzung und Stellenschaffung in den Bereichen Beratung und Bildung kommt es zu einer Professionalisierung des Angebots und zu einer engeren Vernetzung, zum Beispiel mit dem Arbeitskreis Sexualpädagogik Leipzig, aber auch mit regionalen Vereinen sowie Fachärzt*innen. Ebenso wurde die bisherige Arbeit verstetigt. Die Bereiche Bildung und Beratung, welche auch den Untertitel sowie das Vereinslogo zieren, etablierten sich damit als neue Schwerpunkte des Vereins. Durch die zunehmende Professionalisierung und steigende Anerkennung sind auch die Besuchszahlen wieder deutlich gestiegen, so dass auch der Bereich Begegnung wieder an zunehmender Bedeutung gewann. Außerdem etabliert der Verein eine von 2013 an jährlich stattfindende Demonstration zum IDAHIT* am 17. Mai. Leipzig wird so die erste Stadt in Deutschland, die mit dem „I“ im Namen für die Sichtbarkeit intergeschlechtlicher Menschen sorgt.

2016

Die Zahl der Mitarbeitenden erhöht sich und räumliche Erweiterung ist nötig

Als Reaktion auf die politische Lage wird ein Projekt für queere Geflüchtete auf Ehrenamtsbasis ins Leben gerufen, welches im Laufe des Jahres durch eine hauptamtliche Stelle professionalisiert werden konnte. Hinzu kam der lange Wunsch des Vereins neben der Beratung in Leipzig auch den ländlichen Raum abzudecken und dort queeren Menschen durch ein aufsuchendes Angebot zu helfen, was ebenfalls in diesem Jahr durch eine entsprechende Förderung verwirklicht werden konnte.

Als wenn das nicht schon genug Zuwachs wäre, wechselten in diesem Jahr auch die Leipziger Coming-out-Jugendgruppen JungS Leipzig und JuLe Leipzig von der Aidshilfe unter das Dach der RosaLinde.

Die aktuellen Räume konnten der wachsenden Anzahl an Mitarbeitenden und Gruppen nicht genug Platz bieten und es wurde sich wieder einmal nach neuen Standorten umgesehen. Zum Glück ergab es sich, dass im selben Haus das gespiegelte Ladenlokal frei und dieses im Sommer Teil des Vereins wurde. All diese Neuerungen brachten neue Möglichkeiten, Menschen und Ziele in die RosaLinde. Zudem wird der Untertitel in „queere Begegnung, Bildung und Beratung“ geändert.

2018

Der Verein wächst weiter

Das queer refugees network und das Bildungsprojekt „liebe bekennt farbe“ erhalten durch aufgestockte Fördermittel weitere Mitarbeiter*innen und können ihr Angebotsspektrum erweitern.

Sommer 2019

Umzug in die Demmeringstraße

Nach langer Suche zieht der Verein endlich in größere Vereinsräume in der Demmeringstraße in Leipzig-Lindenau – und damit zurück zu seinen Ursprüngen am Lindenauer Markt. Dem Platzbedarf für Angestellte und Gruppen kann so nun deutlich besser entsprochen werden. Apropos Personal: Auch in diesem Bereich gibt es 2019 Zuwächse. So kann eine weitere Stelle im queer refugees network entstehen und die Linde bekommt erstmals einen Bundesfreiwilligendienst. Außerdem können mehrere Minijobs zur Unterstützung der Hauptamtlichen finanziert werden.